Der überindividuelle Weltbezug ist Grundlage für Kommunikation.
Selbst und Andere(s)
In der Sichtweise des Selbst als leiblich (nach Bernhard Waldenfels) sind Andere und Fremdes am leiblichen Selbst beteiligt.
Menschen (Leiber) werden hier nicht als Monaden („Einzelwesen“) gedacht, sondern so, dass Andere und Fremdes an ihnen beteiligt sind, so dass Selbst und Anderer/Fremdes zusammen entstehen.
Menschen (Leiber) werden hier auch nicht als fertige Individuen vorausgesetzt, die dann bewusst und rational Bezüge zu anderen fertigen Individuen oder Gegenständen in der Welt herstellen.
Das Entstehen und die unbewussten Anteile eines leiblichen Wesens werden oft vergessen oder weggelassen. Solche Vorstellungen lassen sich karikieren: „Plopp!“ – und schon ist da ein denkendes Individuum, das spricht: „Da sind noch andere Individuen in meiner Welt“.
Die Dinge verweisen auf Andere: der leere Stuhl, die Zahnbürste, der Kaffeebecher. Manche solcher Utensilien kommen ins Museum und verweisen dort auf deren prominente Benutzer. Manche dieser Gegenstände werden genau aus diesem Grund versteckt, weggegeben oder vernichtet.
Überindividuelle Weltbezüge erstrecken sich über wenige Menschen bis zu dem, was allgemein gemeint ist, wenn von „unterschiedlichen Kulturen“ die Rede ist. An dieser Stelle wird der Begriff auf den Beobachter bezogen (relativiert).
Kompatibilität der Erfahrungen
Aus dem überindividuellen Weltbezug resultiert eine Kompatibilität (nicht Identität) von Erfahrungen
Der Begriff überindividueller Weltbezug beschreibt unter anderem eine Kompatibilität von Erfahrungen. Kompatibilität bedeutet „Vergleichbarkeit“, und das ist als Abgrenzung gemeint zur Annahme, dass die Erfahrungen verschiedener Menschen gleich (oder gar identisch) sein könnten. Siehe hierzu die Seite über Verständigung.
Niemand kann die Erfahrungen des Anderen als solche erleben. Wir sind nicht ständig mit der Frage beschäftigt, was genau ein Mensch gerade erfährt, und auf welche Weise er es erfährt.
Verweisungen und Zeichenprozesse
Der überindividuelle Weltbezug bestimmt Zeichenprozesse
Der Prozess des überindividuellen Weltbezugs bestimmt auch die Zeichenprozesse. Beispiel: Eine Studentin sagt: „DAS Buch“ und alle anderen verziehen das Gesicht. Bezüglich der Bedeutung des Zeichens „DAS Buch“ herrscht Kompatibilität bei denen, die an dem Kurs teilgenommen haben. Ein externer Beobachter kann nicht auf diese Weise teilnehmen. Er weiß nicht, was „DAS Buch“ ist. Aber er kann sehen, dass ein überindividueller Weltbezug vorhanden ist – an dem er möglicherweise auch teilhaben möchte. Der überindividuelle Weltbezug ist empirisch.