Allgemeine Bedingungen für Kommunikationsprozesse
Die allgemeinen Bedingungen für Kommunikationsprozesse herauszufinden und zu benennen kann als das erste Problemfeld der Kommunikationswissenschaft gesehen werden. Allgemeine Bedingungen gelten für sämtliche Kommunikationsprozesse. Sie sind ein wesentlicher Teil einer Kommunikationstheorie, die Problemlösungen und Prognosen ermöglichen soll. Die hier kurz dargestellten Bedingungen beruhen auf dem hier vertretenen problemtheoretischen, leibtheoretischen und handlungstheoretischen Zugang.
- Erfahren, Wahrnehmen, Handeln
- Erfahren, Wahrnehmen und Handeln sind hier als leibliche Prozesse aufgefasst. Diese umfassen weit mehr als das bewusste Erleben. Das heißt: Es wird angenommen, dass Erfahren, Wahrnehmen und Handeln teilweise unbewusst geschieht. Es findet auf vielen leiblichen Ebenen statt.
- Intentionalität
- Eine ständige Gerichtetheit auf allen leiblichen Ebenen. Intentionalität (Gerichtetheit) impliziert ein ständiges Woraufhin. In phänomenologischer Beschreibung erscheint durch Intentionalität etwas in einem bestimmten Sinn (Verweisungshorizont) als etwas (Edmund Husserl). Linien werden als Zeichen wahrgenommen; Laute werden als Gesprochenes wahrgenommen. Wahrgenommenes erhält durch die Intentionalität eine Bedeutung, die vom jeweiligen Sinnzusammenhang abhängt. Intentionalität kann als Voraussetzung für Problemstellung und Problemlösung angesehen werden: auf allen leiblichen (auch vorbewussten) Ebenen entstehen im „Woraufhin“ Hindernisse und momentan unüberbrückbare Differenzen.
- Rezipieren
- Der Hauptsatz der Kommunikation lautet: Ein Prozess wird erst durch Rezipienten-Aktivität zum Kommunikationsprozess. Mit Rezipienten-Aktivität ist Rezipieren auf mehreren leiblichen Ebenen gemeint. Auf reflektierten Ebenen lässt sich sagen: „Der Hörer beginnt das Gespräch“ (Schmitz, H. Walter (Hrsg.) (1998): Vom Sprecher zum Hörer: kommunikationswissenschaftliche Beiträge zur Gesprächsanalyse. Münster: Nodus-Publikationen, Seite 62). Der Hörer beginnt das Gespräch dadurch, dass er hört –, und nicht dadurch, dass er etwas sagt.
- Subjektion des Eigenen
- Sich den Anweisungen und Gedankengängen des Anderen unterwerfen; das Eigene zurückstellen. Nur so ist Offenheit für Entwicklungen möglich.
- Probleme stellen und lösen
- Simultan: Probleme stellen und lösen bezüglich des Kommunikationsziels (Verständigung) und des Kommunikationszwecks (übergeordnete Problemstellung)
Einige Bedingungen und Faktoren sind in einer PDF-Datei und auf einer Seite mit einer Grafik (936x568 px, 46 KB) zusammengefasst