Probleme im Studium des Fachs Kommunikationswissenschaften

Im Studium der Kommunikationswissenschaft (als Kultur- oder Sozialwissenschaft) treten häufig Probleme auf, die sich auf unpassende Erwartungen an das Fach zurückführen lassen.

Verwechslung von Kommunikations-Wissenschaft mit Journalismus


Wissenschaft

Wissenschaft ist eine spezielle Methode, Probleme zu stellen und zu lösen. Sie erschöpft sich nicht darin, über Phänomene zu berichten.


Kommunikationswissenschaft wird oft als eine Art Journalismus über das Thema Kommunikation / Medien missverstanden. Es wird erwartet, in verschiedene Bereiche der Kommunikation und Medien hineinzuschauen, darüber zu berichten und schließlich den Bericht auswendig gelernt in Prüfungen wiederzugeben.

Dies ist ein Spezialfall eines erkenntnistheoretischen Fehlers, der darin liegt, den Untersuchungsgegenstand (z. B. Journalismus) und die Untersuchung (Medienwissenschaft, Publizistik) miteinander zu verwechseln.

Die Wissenschaft über Kommunikation oder Medien ist selbst kein Journalismus. Wissenschaft ist ein sehr dynamischer kultureller Prozess, in dem auf spezielle Weisen Probleme gestellt und gelöst werden. Ein universitäres Studium sollte also fordern und dazu befähigen, selbst Probleme zu stellen und zu lösen. Diese Probleme sollten mit unserer alltäglichen Wirklichkeit zu tun haben.

Abgrenzen von Phänomenen


Phänomene

Erscheinungen (Beobachtetes) lässt sich nicht einfach abgrenzen, insbesondere im Bereich der Kommunikation.


Kommunikation ist ein zwischenmenschlicher Gesamtprozess. Im Gegensatz zu (scheinbar!) einfacheren naturwissenschaftlichen Phänomenen entsteht hier das Problem der Abgrenzung. Diese ist nicht genau möglich. Diese Weichheit oder „Schwammigkeit“ im Bereich des Menschlichen und der Kultur erweist sich für viele als Schwierigkeit im Studium. Der Umgang mit der fehlenden Eindeutigkeit in der Abgrenzung erfordert eine grundsätzliche Flexibilität im Denken und die Bereitschaft, die Unsicherheit zu akzeptieren, die darin liegt, dass nichts „so ist“ und immer „so bleibt“.

Definitionen von Begriffen


Begriffe

Begriffe müssen genau definiert werden, und das erfordert genaue Überlegungen, was noch zu einem Begriff gehören soll oder nicht.


Phänomene lassen sich schwer abgrenzen – Begriffe dagegen müssen genau abgegrenzt (definiert) werden. Dies erfordert analytisches Denken, und es erfordert ein grundlegendes erkenntnistheoretisches Verständnis. Dies betrifft die Kommunikationstheorie im besonderen Maße, weil es hier um menschliche und kulturelle Phänomene geht.

Statistik


Statistik

Die „schwammigen“ menschlichen Phänomene lassen sich mit Hilfe der Statistik beschreiben – hier wird behauptet, dass wir auch im Alltag statistisch denken


Die Dynamik und Ungenauigkeit der Phänomene führen direkt in die Problemstellungen der Statistik. Dies scheint für viele ein Buch mit sieben Siegeln zu sein, obwohl sich zeigen lässt, dass wir im Alltag unbewusst und ohne Schwierigkeiten statistisch (und logarithmisch) denken.

Mehr zu diesem Thema siehe in den Überlegungen zum Studienabbruch in den Kommunikationswissenschaften.