Zum Thema »Powerpoint“ bei Vorträgen und in der Lehre

Der Einsatz von Präsentationsprogrammen ist oft kontraproduktiv

Bei Vorträgen und Vorlesungen werden oft viele bunte „Folien“ angezeigt, die mit speziellen Präsentationsprogrammen Pfeilsymbol: aus der Webseite heraus W-Symbol: Link zur Wikipedia erstellt wurden. „Powerpoint“ ist nur eines davon; der Name dient aber bereits als Stichwort für eine Art und Weise, Inhalte zu präsentieren und Seminare zu strukturieren.

Die Art und Weise, in der die Präsentationsprogramme verwendet werden, ist jedoch in den meisten Fällen kontraproduktiv. Besonders schwierig wird es, wenn der oder die Vortragende Text von den Folien abliest. Das Publikum ist dann in der Rolle desjenigen, der einen Text vorgelesen bekommt und ihn zusätzlich selbst lesen muss. Das Publikum ist Hörer und Leser zugleich: es ist Rezipient der Kommunikation durch zwei Medien hindurch, (1) gesprochene und (2) geschriebene Sprache. (Sprache wird hier als Medium betrachtet. Einige würden hier möglicherweise von zwei „Kanälen“ der Wahrnehmung oder Kommunikation sprechen, dem auditiven und dem visuellen Kanal.)

Begründung 1: Lesen und Hören laufen nicht simultan

Einen längeren Text, beispielsweise eine Liste, von der eigenen an die Wand geworfenen Präsentation abzulesen, ist erstens kontraproduktiv, weil bei jedem, der im Auditorium sitzt, das Hören und Lesen nicht simultan ablaufen, nicht zueinander passen. Diese Beobachtung entspricht dem Gegenteil von dem, was manchmal behauptet wird: die angezeigte Folie und das Gelesene würden zueinander passen, und von daher würde die angezeigte Powerpoint-Folie den Vortrag automatisch ergänzen und unterstützen.

Doch bei kurzer Überlegung und auch aus eigener Erfahrung zeigt sich, dass das nicht der Fall sein kann: Beim Aufleuchten der Folie geht das Lesen los. Der Lesefluss ist in der Regel jedoch nicht synchron zum Redefluss des Vortragenden. Während der Vortragende noch die ersten Sätze spricht, wird der gesamte Text überflogen, um einen Überblick zu bekommen; dies geschieht fast zwangsweise. Es wird zugleich gelesen und gehört, aber nun kommt der Inhaltsaspekt hinzu: Lesen und Hören sind gleichzeitig, die zu verarbeitenden Inhalte jedoch nicht. Wenn also die Folie überflogen und gerastert wird, während der Vortragende spricht, werden verschiedene Inhalte zugleich verarbeitet.

Dadurch entsteht ein ständiger Aufmerksamkeitswechsel, eine Fragmentierung (ein Aufbrechen) der Wahrnehmung in verschiedene inhaltliche Bruchstücke. Die Folgen bestehen im besten Fall darin, dass es anstrengender wird, dem Vortrag zu folgen. Im schlechten Fall behindern die verschiedenen Aufmerksamkeitsphasen die Beschäftigung (das Verstehen) inhaltlicher Aspekte vollständig.

Das Lesen von Untertiteln im Kino hat einen ähnlichen Effekt, denn das Lesen und Verstehen der in Untertiteln angebotenen Sätze verläuft auch nicht simultan zur gerade im Gesamtbild verfolgten Handlung.

Der Grund dafür, dass die Verwendung von Präsentationsprogrammen häufig kontraproduktiv ist, liegt also nicht darin, dass simultan mehrere Medien eingesetzt werden. Kommunikation kann problemlos (vielleicht sogar besser) über mehrere Medien (Kanäle, Wahrnehmungen) funktionieren. Das Wahrgenommene (Einige würden vielleicht lieber sagen: „die Information“) muss nur zueinander passen. Genauer formuliert: Das Verarbeiten, das Verstehen eines inhaltlichen Aspekts, muss auf allen Sinnen (Hören, Sehen) simultan möglich sein. Und dies wird bei Powerpoint-Vorträgen oftmals nicht beachtet.

Begründung 2: Behinderung der Kommunikation

Einen längeren Text, beispielsweise eine Liste, von der eigenen Präsentation abzulesen ist zweitens kontraproduktiv, weil dadurch die Kommunikation zwischen dem Vortragenden und dem Publikum behindert wird. Unter Kommunikation werden hier auch die kleinen, teilweise unbewusst ablaufenden Ereignisse verstanden, die zwischen Vortragendem und Publikum geschehen, und die auf einer simultan ablaufenden gegenseitigen Wahrnehmung basieren. Der Vortragende passt seinen Stil an, reagiert auf fragende Blicke, schiebt Wiederholungen ein etc. – Beim Ablesen von Powerpoint-Folien ist diese teils unbewusste, aber wichtige Kommunikation unterbrochen. Dies wird insbesondere dann deutlich, wenn der Vortragende sich vom Publikum abwendet, um seine eigene Powerpoint-Seite vorlesen zu können.