Es ist überaus verbreitet, vom „Austausch von Informationen“ zu sprechen. Was soll das sein? Diese Definition hält keiner Überprüfung stand.
Die Rede von der Übertragung oder der Austausch von Informationen lässt sich auf den ersten Blick auf die mathematische Theorie der Kommunikation von Claude E. Shannon und Warren Weaver zurückführen. Doch selbst dort ist bezüglich Information nicht von einer Übertragung die Rede. Übertragen werden physikalische Signale. „Information“ wird nicht übertragen, der Begriff steht dort im Zusammenhang mit der Vorhersagbarkeit von Ereignissen aus einem zuvor festgelegten oder eingeschränkten Bereich.
Bei der zwischenmenschlichen Kommunikation ist die Aussage, dass „Informationen ausgetauscht“ würden, bei näherem Überlegen unsinnig. Sie stellt sich als eine triviale oder naive Metapher heraus. Was wird „ausgetauscht“? Geht aus dem Einen etwas heraus, das er hinterher nicht mehr hat? Bekommt er etwas dafür, was der Andere dann nicht mehr hat? Woher soll ich das überhaupt wissen, dass etwas „getauscht“ wurde, und was sollte das sein? – Die Aussage, dass Wissen erweitert würde, dass über etwas gesprochen wird, ist viel einfacher, verständlicher, und sie ist als Beschreibung zwischenmenschlicher Kommunikationsprozesse sehr viel besser geeignet.
„Austausch von Informationen“ – diese Beschreibung oder Definition wäre vergleichbar mit der Annahme, dass Gedanken gelesen werden könnten, oder dass Licht aus fliegenden Teilchen bestünde, die durch einen „Äther“ gehen. Sie wäre vergleichbar mit der Aussage, dass elektrischer Strom aus Teilchen bestünde, die aus dem Kraftwerk in die Glühbirne fließen. In diesen (naturwissenschaftlichen) Bereichen ist die Allgemeinbildung schon viel weiter fortgeschritten als in vielen „geisteswissenschaftlichen“ Bereichen, zumindest im Bereich der Kommunikation. Da gibt es für die Kommunikationswissenschaftler noch viel zu tun.
Als bezeichnend für die aktuelle Situation sehe ich die aktuelle Diskussion über Kommunikation
auf der Wikipedia (Abschnitt: „"Kommunikation"(…)“ der Antwortende bin ich). Wenn ein Artikel über das Atom ungefähr so beginnen würde: „Das Atom ist ein unteilbares festes Stück Materie. Die Physik ist da abweichender Meinung …“, würde das sicherlich nicht lange so stehen bleiben. – Ungefähr so etwas wird dort für den Artikel über Kommunikation gefordert.