Fehleranfällige (fallible) Kommunikation

Die Möglichkeit von Fehlern und Missverstehen ist dem Kommunikationsprozess inhärent.

Kommunikation ist prinzipiell fallibel (fehleranfällig). Diese Fehleranfälligkeit ist nicht zu beheben. Sie liegt allgemein in den Bedingungen des Menschen und spezieller in den Bedingungen für Kommunikation begründet.


Evolutionäre Sichtweise

Abweichungen und Fehler sind für Entwicklung notwendig, weil erst dadurch Neues entstehen kann und Anpassung möglich wird (evolutionärer Gedanke).


Dahinter steht ein eine »evolutionäre« Sichtweise (Evolutionstheorie). Ohne inhärente Fehleranfälligkeit (Fallibilität) wäre allgemein keine Entwicklung möglich. Dies erklärt sich folgendermaßen: Ein Fehler ist eine Abweichung von Festlegungen. Wo keine Abweichungen möglich sind, kann nichts Neues entstehen. Durch Fehler entwickelt sich das Ganze (das heißt allgemein: nicht nur das Einzelne) weiter im Sinne von Erfolg und Misserfolg, Erstarkung und Untergang.

Ein kommunikativer Fehler wäre zum Beispiel ein Abweichen vom üblichen Zeichengebrauch (auf der Seite des Rezipierenden oder des Produzierenden), das zunächst ein Missverstehen auslöst. Das neue, unerwartete Missverstehen kann zu neuen Sichtweisen führen, es kann neue Ideen auslösen. Nur durch diese prinzipielle Möglichkeit von Fehlern ist überhaupt ein Raum für das Entstehen neuer Zeichen und für die Sprachentwicklung denkbar.

Auf diese Weise soll ein Zusammenhang zwischen Kommunikation, Entwicklung und Kreativität aufgezeigt werden. Kreativität bedeutet, dass Raum für Neues da ist. Das bedeutet aber auch, dass Unvorhergesehenes geschehen kann, das außerhalb der erwarteten Möglichkeiten liegt.

Gerold Ungeheuer Pfeilsymbol: aus der Webseite heraus W-Symbol: Link zur Wikipedia begründete seine These der Fallibilität der Kommunikation erkenntnistheoretisch: Auf Grund der Unzugänglichkeit innerer Handlungen sei prinzipiell kein gesichertes Wissen darüber möglich, ob Verstehen so wie beabsichtigt stattgefunden hat. (Das bedeutet nicht, dass Verstehen prinzipiell nicht möglich sei.)

Mehr zu diesem Thema fremder Bewusstseinsinhalte siehe in den Ausführungen zur Verständigung.

Folgerungen


Keine absolut sichere Kommunikation möglich

Die Fehleranfälligkeit (Fallibilität) wird als Prinzip angesehen. Daraus folgt: Es ist keine Methode denkbar, Kommunikationsprozesse absolut sicher zu machen.


Aus dieser These folgt, dass keine Regelungen und Normen entwickelt werden können, um eine absolut fehlerfreie Kommunikation zu gewährleisten. Ein Spielraum für Missverständnisse muss deshalb in Planungen berücksichtigt werden. Das würde Kommunikation zugleich erleichtern.

Der Spezialfall militärischer Kommunikation zeigt, wie stark die Maßnahmen sein müssen, um reibungslose Abläufe zu ermöglichen. Zugleich wird darin sichtbar, dass kein Spielraum in solchen Kommunikationen bleiben soll.